Applaus für Frida Kahlo

Dienstag, 31. Mai 2016

Schon vor dem allerersten Wort von Suzanne von Borsody, vor dem ersten Ton des Trios Azul, hallte Applaus durch den Werner-Richard-Saal. Ein schöner Empfang für die bekannte Schauspielerin, die mit ihrer Konzertlesung "Frida Kahlo" zum 100. Geburtstag des Herdecker Stiftungsgründers Werner Richard am Montagabend Station an der Wetterstraße machte.
"Ich lächelte. Weiter nichts. Und in mir wurde es hell." Mit diesem Gedicht der 15-jährigen Frida eröffnet die Künstlerin den Abend - es handelt von der Sehnsucht nach Liebe und der Angst, verletzt zu werden. Begleitet werden ihre Worte von sanften südamerikanischen Klängen des Musiker-Trios. Sie trägt Blumen im hochgesteckten Haar, Indioschmuck und folkloristische Kleidung - ganz wie die berühmte südamerikanische Malerin Frida Kahlo, die 1907 in Mexiko geboren wurde. Suzanne von Borsody rezitiert Kahlos Gedichte, liest aus ihren Briefen, aus Notizen und anderen Texten und lässt auf diese Weise das Publikum am Leben, Lieben und Leiden dieser außergewöhnlichen Frau teilhaben. Wobei von Borsody vielmehr spielt als liest - mit ausdrucksstarker Mimik, gestenreich und mit der ihr eigenen sonoren Stimme. Sie spricht und spielt - mal leidenschaftlich und liebevoll, dann wieder wütend, verzweifelt, immer wieder auch witzig. Wort und Klang vereinen sich auf der Bühne durch auf Leinwand projizierte Fotos und Bilder der Malerin perfekt zu einem großen Ganzen.
So erfährt der Zuhörer bzw. Zuschauer von dem schweren Unfall, bei dem Frida Kahlo im Alter von 18 Jahren schwer verletzt wird und in dessen Folge sie über 30 Operationen über sich ergehen lassen muss. Er erfährt von der kompromisslosen Liebe zu dem 20 Jahre älteren Maler Diego Rivero, von ihren Fehlgeburten und von der großen Verzweiflung, als sie erfährt, dass er ein Verhältnis zu ihrer Schwester hat und sie darüber hinaus ständig belügt und betrügt. "Ich habe nichts, weil ich ihn nicht habe, ohne ihn bin ich nur ein Stück Dreck", schreibt Frida Kahlo in einem Brief an ein befreundetes Ehepaar. 1939 wird die Ehe geschieden.
Stehen bis zur Pause Liebe und Leben der Mexikanerin im Fokus der Lesung, so richten sich die Scheinwerfer danach auf ihre Kunst und ihren revolutionären Eifer, der sich nicht zuletzt in einer Liaison mit Leo Trotzki offenbart. Weitere Affären begleiten Frida Kahlo, doch Rivera lässt sie nicht los "Liebe mich nur ein kleines bisschen, ich bete Dich an", bettelt sie in einem Brief um desen Liebe.1940 heiratet sie ihn ein zweiten Mal. 1946 erhält sie den Nationalpreis von Mexiko.
In ihren Bildern verarbeitet und zeigt Frida Kahlo ihre körperlichen Leiden - und nicht selten auch ihre Seelenpein. Schmerzen, körperlicher Verfall, Alkohol und Depressionen begleiten ihre letzten Jahre. Am Ende war, so erinnert Suzanne von Borsody, "die Malerei die Nabelschnur, die sie noch mit dem Leben verband". 1954 stirbt sie - im Alter von nur 47 Jahren.
Am Ende des Lebens der bekanntesten Malerin Lateinamerikas endet die Konzertlesung - nach begeistertem Applaus – mit einer Zugabe genau dort, wo sie begann: mit dem Gedicht der 15-jährigen Frida. Ein feiner Kunstgriff. Bravo!

Quelle: Der Westen