Berliner
Morgenpost: Und, haben Sie sich eingehend mit Meeresbiologie beschäftigt, als Vorbereitung auf die Rolle?
Suzanne
von
Borsody: Natürlich (lacht), jahrelang! Bei jeder Rolle beschäftige ich mich Jahre vorher schon mit dem jeweiligen Fach.
Welche waren denn die ausgefallensten Rollenberufe Ihrer Karriere?
Gehirnchirurgin und Mathematik-Professorin, auch da habe ich mich natürlich jahrzehntelang vorbereitet (lacht).
Mörderin gehörte auch dazu, aber das ist ja kein Beruf.
Auftragskillerin schon eher, die habe ich auch schon mal gespielt.
Meeresbiologin ist natürlich ein Kindertraum. Und ich bin ein Meer-Typ,
ich liebe Strandspaziergänge, kleine Buchten und den Blick weit nach
draußen, so dass man den Gedanken freien Lauf lassen kann. Ich bin auch
gerne in den Bergen, aber wenn, dann ganz oben. Ich gucke nicht gerne
von unten auf sie. Ich bin eher ein Fern-Seher.
Sind Sie tierlieb?
Ja, sehr. Ich komme aus einer extrem tierlieben Familie.
Meine Großmutter hatte sogar Mitleid mit Bakterien. Sie sagte, wir
müssen die Nuckel in kochendes Wasser schmeißen, damit die Bakterien
gleich tot sind und nicht so leiden. Ganz so extrem ist die Tierliebe
bei mir aber nicht.
Mit welchen Tieren sind Sie denn beim Dreh in Kontakt gekommen?
Mit herumstreunenden Katzen und Hunden. Einmal drehten
wir eine Strandszene, bei der mein Filmpartner und ich uns näher kommen.
Gefilmt haben wir sie in Puerto Rico, sie spielt aber in Florida. Im
Film entdecken wir diesen Sandstrand unberührt, weshalb schon das große
Filmteam bei den Einstellungen aufpassen musste, den Sand nicht zu
verändern. Nun lief ein Hund am Strand herum und natürlich durch den
frischen Sand. Ich glaube, er hatte in seinem Leben noch nie besonders
viel zu fressen bekommen. Jedenfalls haben wir ihn dann mit einer großen
Auswahl an Catering bestochen.
Und haben sich mit ihm angefreundet, nehme ich an?
Naja, wir waren schon alle ziemlich mit ihm beschäftigt.
Uns wurde klar, der kriegt bestimmt von unserem Catering schlimmen
Durchfall und ist dann aber alleine an diesem einsamen Surferstrand. Der
Tiertrainer, der unsere Brackwasser-Schildkröte besorgt hatte und ihr
Süßwasser gab, wenn sie zu viel Salzwasser geschluckt hatte, sammelte
beim Team Spenden, fuhr mit dem Hund zum Tierarzt, wo er geimpft und
entwurmt wurde. Heute geht es ihm gut, und er lebt in New Orleans.
Haben Sie den Dreh gleich mit einem Urlaub verbunden?
Nein. Dafür war leider keine Zeit. Die Drehtage waren
16-Stunden-Tage, und am Wochenende war ich froh, mal ausschlafen zu
können. Die ersten zwei Wochen waren am heftigsten. Abends fährt man
dann ins Hotel, isst vielleicht noch kurz was, wäscht sich die Haare,
weil es ja doch sehr heiß ist tagsüber. Die Mücken waren übrigens am
schlimmsten. Sandmücken, normale Mücken und sogenannte No-Sees, die man
nicht sieht, deren Bisse man aber spürt. Alle hatten es auf mich
abgesehen, trotz Spray von oben bis unten. Das einzige Mittel, das bei
mir gegen Mücken hilft, ist meine beste Freundin. Wenn ich die dabei
habe, nimmt sie mir ganz viele Mücken ab.
Sie haben schon in hochwertigen Dramen mitgespielt. Das "ZDF-Herzkino" ist eine ganz andere Form der Unterhaltung.
Ist das nicht toll? Ich darf ernste und leichte
Unterhaltung spielen. Ich finde das großartig. Toi, toi,toi, ich hoffe,
das bleibt so. Ich mache das, was mir gefällt. Es ist schön, wenn man so
vielseitig unterwegs ist, denn irgendwann hat man alles schon mal
gesagt oder gespielt. Na klar mache ich das auch, um die Miete zu
bezahlen, aber eigentlich mache ich es doch für ein Publikum, das sagt
"Ach, ich freue mich immer, wenn ich Sie im Fernsehen sehe".
Sie sind auch Malerin. Stellen Sie auch in Berlin aus?
Bis jetzt habe ich in Leipzig und Dresden ausgestellt,
in einer kleinen Galerie in der Nähe der Frauenkirche. Aber ich muss
mich mal wieder dransetzen an diese Arbeit. Wenn ich nicht diese kleine
Nebenbeschäftigung namens Schauspielerei hätte...
Was inspiriert Sie?
Ich habe unter anderem zwei fotorealistische Zyklen
geschaffen, die in Leipzig zu sehen sind. Sie sind ein Kniefall vor der
Natur. Ich bilde Blumen ab, vom Wachsen zum Aufgehen bis zur Blüte und
wieder Verblühen. Im Moment arbeite ich an indischen Motiven, Bildern
mit zum Beispiel besonderen, kräftigen Farbkombinationen.
Sie wohnen in München und Berlin?
Ja, eine gute Kombination, finde ich.
Wie oft sind Sie denn in der Hauptstadt?
Seit 1987 habe ich eine Wohnung in Berlin. Vor allem bin
ich zum Theaterspielen da, ab und an am Renaissance-Theater. Das
vergangene Jahr war leider sehr voll, also kam ich selten. Meine Wohnung
leihe ich manchmal Freunden, wenn sie eine Unterkunft brauchen.
Wohin gehen Sie gerne in Berlin?
Das Restaurant "Pasta & Basta" mag ich, das ist in
der Knesebeckstraße. Man freut sich dort schon, wenn man sich
wiedersieht – wie das so ist mit Stammkneipen. In den 80er-Jahren bin
ich durch den Besuch des Literarischen Zirkels öfter im "Zwiebelfisch"
gelandet. Und den habe ich jetzt wiederentdeckt. Da wären wir wieder bei
der Tierliebe, denn zum "Zwiebelfisch" gehört ja auch eine bekannte
Katze.
Quelle: Berliner Morgenpost